Familienbildung und Migration

Familienbildung und Migration

Weiterbildungsbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund

Oft haben Personen mit Migrationshintergrund kaum Berührungspunkte mit Familienbildung. Sie sind oft stark in ihre eigenen sozialen Kontakte eingebunden.

Im Jahre 1998 wurde eine bundesweite empirische Institutionsanalyse durchgeführt, die u. a. die Zielgruppen von Familienbildung untersucht. 203 Einrichtungen haben Angaben zu Angeboten für Zielgruppen in besonderen Lebenslagen gemacht. 15 % – 22 % der Einrichtungen gaben u.a. AusländerInnen als Zielgruppe an, 6 % – 11 % der Einrichtungen gaben AsylbewerberInnen und AussiedlerInnen als Zielgruppe an (Fischer, Krumpholz & Schmitz, 2007, S. 41).

Die Kategorisierung der Personen mit Migrationshintergrund in die „Angebote für Zielgruppen für besondere Lebenslagen“ schließt ein bestimmtes Verständnis von Migration ein: Man unterstellt dieser Zielgruppe durch die Migration eine belastende Lebenssituation, deren Auswirkungen durch Familienbildung zu kompensieren sind, es werden eher die Defizite dieser Zielgruppe in den Blick genommen als die Ressourcen (ebd.).

Die Auswertung des Berichtssystems IX (2004) zeigte, dass AusländerInnen wesentlich seltener an Bildungsangeboten teilnehmen als Deutsche (29 % vs. 42 %). Dabei zu beachten ist, dass die Weiterbildungsbeteiligung überwiegend im Bereich der Sprache (Deutsch als Fremdsprache) befindet, (Teilnahmequote 9 %). Danach folgen Computer-, EDV und Internetkurse mit einer Teilnahmequote von 5 %. Die Angebote in den Themengebieten „Kindererziehung/Hilfe für die Schule“ oder „Persönliche/Familiäre Probleme“ werden nur von 2 % bzw. 1 % der AusländerInnen wahrgenommen (Fischer, Krumpholz & Schmitz, 2007, S. 42).

Deutsche mit Migrationshintergrund zeigen eine ähnliche Weiterbildungsbeteiligung.

Barrieren für die Arbeit mit Familien mit Migrationshintergrund

Personen mit Migrationshintergrund scheinen sich gehindert zu fühlen, an Weiterbildungsangeboten teilzunehmen, obwohl sie genauso wie Personen ohne Migrationshintergrund Bildungserwartungen haben. Migranten wünschen und planen die Zukunft für ihre Kinder ebenso wie Eltern ohne Migrationshintergrund, sie sind sich genauso der Problematik der Bildungslandschaft in Deutschland und der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt bewusst (Schlösser, 2004, S. 27).

Folgende Barrieren könnten im Rahmen der Weiterbildungsbeteiligung wirken:

Barrieren seitens der Institution:

  • fehlende Sprachkompetenzen
  • fehlende Bereitschaft sich zu öffnen für Klientel
  • fehlendes muttersprachliches Personal
  • Personal mit interkultureller Kompetenz fehlt
  • fehlende Flexibilität und Passgenauigkeit der Öffnungs- und Sprechzeiten
  • kultursensitive Angebote (Beratung etc.) fehlen
  • Diskriminierung in Institutionen
  • eigene Vorurteile
  • fehlendes Wissen (über Migration etc.)

(http://www.awo.org/fileadmin/user_upload/pdf-dokumente/Standpunkte/migration_doku_sozialraum.pdf)

Barrieren auf Seiten der Familien

  • Sprache
  • Religion
  • Stellenwert öffentlicher Institutionen in der Heimatkultur
  • familiäre Strukturen
  • fehlende Kenntnisse über Ziele von Maßnahmen
  • Hemmung, Hilfe anzunehmen, Freunde „hereinzulassen“
  • Probleme nicht nach außen tragen wollen oder dürfen
  • Ängste
  • finanzielle Situation der Familie, Angst vor Kosten

(http://www.awo.org/fileadmin/user_upload/pdf-dokumente/Standpunkte/migration_doku_sozialraum.pdf).

Ideen zum Abbau der Barrieren

  • Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, auch Honorarkräfte
  • Hingehen zu den Familien
  • Bedarfsgerechte Planungen
  • Bedarfsgerechte kultursensitive Angebote entwickeln
  • Wissen aneignen (persönlich und Fortbildung, Trainings)
  • Zielgruppe definieren, Kooperationspartner suchen
  • Transparenz herstellen (Ziele, Angebote)
  • Anonymität gewährleisten
  • Betroffene als Experten
  • Ressourcenorientierte Haltung
  • Eigene Vorurteile und Machtasymmetrie reflektieren
  • Niedrigschwelligkeit überprüfen
  • Mehrsprachige Informationen, leichte Sprache
  • Leitlinien zur interkulturellen Öffnung, ständig weiterentwickeln

(http://www.awo.org/fileadmin/user_upload/pdf-dokumente/Standpunkte/migration_doku_sozialraum.pdf).

Fischer, V. Prof. Dr., Krumpholz, D. Prof. Dr. & Schmitz, A. (2007). Zuwanderung – Eine Chance für die Familienbildung: Bestandsaufnahme und Empfehlungen zur Eltern- und Familienbildung in Nordrhein-Westfalen. Siegen: Winddruck.

Schlösser, E. (2004). Zusammenarbeit mit Eltern – interkulturell: Informationen und Methoden zur Kooperation mit deutschen und zugewanderten Eltern in Kindergarten, Grundschule und Familienbildung. Münster: Ökotopia-Verl.

A. S.

Schreibe einen Kommentar